INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT!
Linz, am 24.4.2025
Offener Brief an Landesrat Steinkellner
Sehr geehrter Herr Landesrat Steinkellner!
Die Umstände um das nun von Ihrer Seite abgebrochene Radprovisorium auf der Nibelungenbrücke sind so erschreckend, dass man muss aufgrund der teils dilettantischen Abläufe davon ausgehen muss, dass das von Anfang an ein abgekartetes Spiel war, mit unmöglichen Randbedingungen das Projekt schon im Vorfeld zum Scheitern zu verurteilen. Dazu zählen die von Ihrem Büro negierte massive Verkehrszunahme auf der B127 seit November, die bösartige Ampelschaltung am Brückenkopf Süd und die desaströse Informationspolitik.
So wie das jetzt gelaufen ist, zählt es zu den größten Desastern in der oö Verkehrspolitik in der Nachkriegsgeschichte. Und dafür tragen Sie die politische Verantwortung!
Wenn Sie glauben, dass damit dieses Thema abgeschlossen ist, dann irren Sie sich gewaltig!
Es ist himmelschreiend, wenn Sie hier ausschließlich von der Leistungsfähigkeit der Brücke für den Autoverkehr sprechen, während Ihnen die Sicherheitsbedürfnisse von Radfahrer:innen und Fußgänger:innen offensichtlich egal sind. Sie ignorieren dabei völlig, dass der Autoverkehr als Ergebnis Ihrer eigenen Verkehrspolitik deutlich angestiegen ist. Durch die Öffnung der Donautalbrücke ist der Verkehr auf der B127 um bis zu 10 Prozent angestiegen. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass die bisher angestellte Rechnung der Leistungsfähigkeit nicht mehr aufgeht und mit zwei schlecht eigestellten Ampelspuren nicht mehr klappt.
Entweder sie beenden sofort diese dilettantische Herangehensweise und legen vollkommen offen, was Sie alles hier gemacht und untersucht haben oder sie treten sofort von ihrem Amt als Verkehrslandesrat zurück und machen den Weg frei für jemanden, der das in einer fachlich viel qualifizierteren Art und Weise umsetzen kann.
Sie haben schon im Jahr 2015 in einer Aussendung betont, dass Ihnen die Sicherheit der Radfahrer auf der Nibelungenbrücke ein Anliegen ist. Was haben Sie in diesen 10 Jahren hier jetzt wirklich gemacht. Nichts!
Außer dass Sie sich jetzt nicht unmittelbar gegen die Errichtung des Radprovisoriums ausgesprochen haben!
Und jetzt nach dem organisatorischen Desaster der Umsetzung des Radprovisoriums „Neustart Nibelungenbrücke“ ausrufen. Also soll jetzt wieder bei der Stunde 0 begonnen werden? Das ist blanker Hohn! Glauben Sie wirklich, dass Problemlösung so wie ein Hamsterrad ist, wo man nach dem von Ihnen verursachten Scheitern wieder in eine neue Runde geht und dann im 10 Jahre-Radl immer wieder von vorne beginnt.
Wenn Sie beim Radverkehr in 10 Jahren an den wichtigen Stellen nichts weitergebracht haben bzw. mit leeren Ankündigungen nur heiße Luft erzeugen (z.B. auch beim Ausbau der Radhauptrouten im Großraum Linz) kann man Sie nur als gescheitert betrachten und sollten Sie sich in dieser Funktion unmittelbar verabschieden.
Sie haben die Aufgabe, Verkehrslanderat für alle Verkehrsteilnehmer in Oberösterreich zu sein, beurteilen aber im Fall des Radprovisoriums auf der Nibelungenbrücke ausschließlich nach den Kriterien des Autoverkehrs, der in Ihren Augen das Recht hat, alle vorhandenen Verkehrsflächen für sich vereinnahmen zu können. Die Nibelungenbrücke war nach der Errichtung im Jahr 1940 über viele Jahre eine Brücke, wo auf der Fahrbahn überwiegend Radverkehr stattgefunden hat!
Als bekennender Leugner des durch den Menschen verursachten Klimawandels sind Sie der falsche Mann in dieser Funktion und auch eine Gefahr für den Wohlstand in unserem Land. Das verschleppte Reagieren auf die Herausforderungen der beginnenden Klimakatastrophe wird mit jedem untätigen Jahr immer teurer und man wird dann auf dieser Welt nicht mehr so leben können wie bisher.
Treten Sie zurück, weil Sie eine Verkehrswende massiv behindern! Die Verkehrswende ist für das Erreichen der Klimaziele dringend erforderlich und die muss es laut der weltweiten Wissenschaft schnell geben.
Die Radweglösung auf der Nibelungenbrücke zeigt, dass schon die kleinste Maßnahme, die Verkehrswende voranzutreiben, für Sie ein unüberwindliches Hindernis ist. Das steht auch diametral entgegen Ihren Ankündigungen im erschreckend wenig ambitionierten Mobilitätsleitbild OÖ aus dem Jahr 2023, dass der Autoverkehr abnehmen wird. Selbst in den letzten 2 Jahren hätte das schon stattfinden müssen. Das tut es aber nicht, sondern hat im Fall der B127 durch die Öffnung der Donautalbrücke das erschreckende Ausmaß von bis zu 10 % Plus erreicht. Das ist das logische Ergebnis Ihrer einseitigen Autoverkehrspolitik!
Sie ignorieren die in der aktuell laufenden Petition der Radlobby Linz geäußerte Aufforderung von Tausenden hier persönlich betroffenen Radfahrer:innen, das Radprovisorium zu verlängern, weil Ihnen ein paar hundert Autofahrer, die Sie trotz der sündteuren Errichtung von vielen neuen Autospuren über die Donau auch noch genau hier durch das Zentrum von Urfahr durchschleusen wollen, wichtiger sind als die Gesundheit und das Leben der hier fahrenden Tausenden Radfahrer:innen.
Während jeder hier sieht, dass die Sicherheit der Radfahrer mit der jetzt umgesetzten Maßnahme nach Jahrzehnten der Gefährdung in erheblichem Maße zugenommen hat, haben Sie die unumstößliche Erkenntnis, dass diese Maßnahme keine Zukunft hat. Und das vor allem auch deshalb, weil Sie persönlich nicht betroffen sind. Und Ihnen die Sicherheit von täglich Tausenden Radfahrer:innen vollkommen egal ist!
Sie haben nicht das Recht, eine unbegrenzte Menge an Kfz mitten durch das Urfahraner Zentrum zu schleusen. Vor allem deswegen, weil sie für die Umsetzung von Hunderte Millionen Euro teuren Investitionsprojekten für mehr Autospuren über die Donau in Linz verantwortlich sind, die genau dafür errichtet wurden, dass man auf der wichtigsten Brücke für den Radverkehr in OÖ
eine Umverteilung der Verkehrsfläche zugunsten der Radfahrer vornehmen kann. So wie auch von Ihnen immer wieder angekündigt!
Wenn Sie das nicht hinkriegen, dann sind Sie kläglich gescheitert und muss zur Abwehr von weiterem Schaden mit Ihrem sofortigen Rücktritt die Reißleine gezogen werden!
Sehr geehrter Herr Landesrat Steinkellner!
Entweder Sie drehen sofort an den wesentlichen Schrauben, um das Radprovisorium zu retten und verlängern die Testphase oder Sie treten unmittelbar zurück!
Mit besten Grüßen
Initiative Verkehrswende jetzt!
Die INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT! ist ein Netzwerk von über 20 Bürgerinitiativen und Vereinen,
die sich für eine umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in OÖ einsetzen.