INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT!
Die verkehrspolitischen Lehren aus der Coronakrise ziehen!
Die Coronakrise hat uns in den letzten Monaten in Atem gehalten. Es ist nun Zeit, auch über die verkehrspolitischen Lehren aus dieser Krise nachzudenken. Die
„Initiative Verkehrswende jetzt!“ ist überzeugt, dass diese Pandemie auf vielfältige Weise die Notwendigkeit einer klima-, umwelt- und menschenfreundlichen Verkehrswende unterstreicht:
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Aufgrund der Luftverschmutzung – zu einem großen Teil durch den Autoverkehr sowie fossile Energieträger verursacht – sterben in Österreich laut Umweltmediziner
Dr. Hans- Peter Hutter und VCÖ-Analytiker Christian Gratzer jährlich 6.750 Menschen vorzeitig (zusätzlich zu den über 400 Tote durch Unfälle im Straßenverkehr). Stickoxide schwächen das
Immunsystem und machen die Menschen daher auch verletzlicher gegenüber Viruserkrankungen wie Covid. Eine wissenschaftliche Studie liefert mittlerweile konkrete Zahlen, die einen Zusammenhang
zwischen hoher Luftverschmutzung und hoher Coronavirus-Sterblichkeit nahelegen (1).
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Die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sind enorm – und doch sind sie wohl nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns erwartet, wenn es nicht gelingt,
einen Klimakollaps abzuwenden. Der Auto- und Flugverkehr zählt in Österreich zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen.
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Auch die budgetpolitischen Auswirkungen der Coronakrise sind gewaltig. Es ist daher - wie derzeit noch geplant – unverantwortlich, zweistellige
Milliardenbeträge in den Ausbau fossiler Großprojekte wie Autobahnen, Schnellstraßen, Tiefgaragen und Flugpisten zu investieren.
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Diese fossilen Investitionen sind nicht nur klima- und umweltpolitisch kontraproduktiv, sie sind auch beschäftigungspolitisch ein Irrweg. Eine Studie des VCÖ in
Kooperation mit dem Verkehrsministerium hat gezeigt, dass zum Beispiel Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur für den Öffentlichen Verkehr 60% bis 80% mehr Arbeitsplätze schaffen als
der extrem maschinenlastige Straßenbau.
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Die Coronakrise hat die Verletzlichkeit einer hemmungslosen Globalisierung unter Beweis gestellt. Eine wichtige Lehre ist es daher, regionale
Wirtschaftskreisläufe zu fördern. Das ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, es hilft auch, unnötigen Gütertransport zu vermeiden.
Die „Initiative Verkehrswende jetzt!“ fordert daher als Lehre aus der Corona-Krise:
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Stopp dem Bau neuer Autobahnen, Schnellstraßen, Großgaragen und Flugpisten: Für den Großraum Linz zum Beispiel heißt das, nach dem Bau der 4. Donaubrücke
auf die Westring-Tunnelautobahn zum Linzer Hauptbahnhof zu verzichten und den Bau der Osttangente sofort ad Acta zu legen. Auch viele weitere Pläne für den Straßenausbau in OÖ (z.B.
Westspange Steyr, Umfahrungstraßen Mattigtal, autobahnähnlicher Ausbau der B139) sind völlig kontraproduktiv. Ähnliches gilt für Großstraßenprojekte in anderen Bundesländern (Lobautunnel,
Waldviertel-Autobahn, Bodensee-Schnellstraße etc.)
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Vorrang für Bahn, Bus, Bim, Rad und Fuß: Das heißt massive Investitionen in den Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs sowohl in den
Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum, zur Förderung des Radfahrverkehrs und für die Ausweitung autofreier Räume in unseren verkehrsgeplagten Städten.
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Keine Subventionen, um die Flugzeugbranche wieder aufzupäppeln (z.B. hunderte Millionen für die AUA), keine Investitionen in den Ausbau von
Flughäfen (z.B. 3. Piste am Flughafen Wien Schwechat). Wir müssen vielmehr alles daransetzen, diese klimaschädliche Branche sozial verträglich zurückzufahren. Kurzstreckenflüge unter
1.000 km sind zu unterbinden, sie können durch attraktive Zugverbindungen zwischen den Großstädten ersetzt werden.
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Ökologisch und sozial verträgliche Raumplanung und Arbeitsgestaltung sowie Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, um unnötigen Verkehr und
Gütertransit zu vermeiden und Zerschneidung von Landschaften, Zersiedelung und Bodenverbrauch einzudämmen!
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Verlagerung des nicht vermeidbaren Güterfernverkehrs von der Straße auf die Schiene. Das erfordert sozial- und klimagerechte Kosten für alle
Mobilitätsformen.
Für Nachfragen:
Gerald Oberansmayr, Tel. 0664 1540742
Quellen:
(1) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969720321215?via%3Dihub