INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT!
Waltherstraße 15, 4020 Linz
http://www.verkehrswende-jetzt.at/
Linz, 22.8.2017
MEDIENINFORMATION
"Geldvernichtungsmaschine Westring"
Die geplante Linzer Westringautobahn ist nicht nur ein völlig überzogenes und längst überholtes Verkehrsprojekt, es setzt sich auch aus Teilen zusammen, wo jeder für sich um ein Mehrfaches zu teuer ist.
Diese Teile sind im Einzelnen:
- Donaubrücke und Tunnel-Rampen
- Doppelröhrige Tunnels
- Aufwändige Anschlusstunnels- und rampen im Bereich Bahnhofsknoten
- Unterflurtrasse Waldeggstraße
- Neubau Westbrücke
Überdies führt die angestrebte Bauweise (die weitgehend unterirdische Führung in Tunnels) zu enormen und daher nicht tragbaren Kosten für Erhaltung und Betrieb.
Donaubrücke und Brückenköpfe
Jahrelang (d.h. in den 80er und 90er Jahren) war bei der 4. Donaubrücke in Linz von Kosten von 30-40 Mio Euro die Rede. Bei der Präsentation des Wettbewerbes für die Donaubrücke des Westrings im Jahr 2003 sprach man auch noch von Kosten der Brücke von 34 Mio Euro.
In der Zwischenzeit sind die Kosten der Hängebrücke samt Rampen auf 125 Mio Euro in die Höhe geschnellt. Um dieses Geld könnte man 3 Donaubrücken bauen!
Durch die Festlegung, die Auf- und Abfahrtsrampen der Brücke in den Berg zu verlegen, sind die Kosten der Donauquerung extrem in die Höhe geschnellt. Durch die politisch unzulässige Verpflichtung der ASFINAG, dieses unnotwendige und schädliche Autobahnprojekt zu errichten, sind alle Bauteile dieser schon jahrzehntelang diskutierten Verkehrsverbindung noch einmal viel teurer geworden. Bei der ASFINAG kann für so ein städtisches Straßenprojekt nur in sehr teuren Autobahneinheiten gedacht werden.
Wie wenig Platz für Auf- und Abfahrten bei einer Donaubrücke für die Verkehrsabwicklung notwendig ist, zeigt der südliche Brückenkopf der Nibelungenbrücke. Dort fährt man mit einer einfachen Rampe auf das Niveau der Brücke und mit dem minimal möglichen Aufwand ums Eck.
Legt man die unterirdischen „Ohrwascheln“ des südlichen Brückenkopfes der geplanten Westringbrücke über die Donau auf den Standort Nibelungenbrücke, so zeigt sich, dass sie bis zum Nordico reichen würden. (siehe Grafik unten)
Um die an diesem Ort völlig überzogenen Autobahn-Standards herzustellen, plant man also unverhältnismäßig lange und (aufgrund des schlechten Untergrundes) sündteure Rampen durch den Berg zu sprengen.
Auch die nördlich der Donau geplanten Ohrwascheln sind nicht viel besser.
Und ein Gutteil dieser Mehrkosten der Brückenanbindungen ist wieder dadurch begründet, dass dieses Monsterprojekt eine unnotwendige Autobahn ist.
Eine, einer Anzahl an Fakten die zeigen, wie überzogen, abgehoben und unzeitgemäß dieses Monsterprojekt ist.
Doppelröhrige Tunnels
Nur weil das Straßentunnel-Sicherheitsgesetz (STSG) für Bundesstraßen A oder S bei einem Verkehrsaufkommen von mehr als 20.000 Kfz doppelröhrige Tunnels vorschreibt, müssen die Tunnels für den lokalen Pendelverkehr nicht zweiröhrig ausgeführt werden.
Nur um eine Begründung für die erhöhte Kostenübernahme durch den Bund zu konstruieren, wurde, unter Beanspruchung der tatsächlich nicht zuständigen ASFINAG, eine regionale Umfahrungsstraße, auf Kosten von Steuergeldern, zu einer viel teureren Monsterautobahn aufgeblasen.
Würde z.B. das Land OÖ Bauherr dieser Straße sein und eine normale „Bundesstraße“ errichtet werden, dann könnten andere Bestimmungen angewendet werden und sehr viel Steuergeld gespart werden.
Nachdem die B127 weitgehend zweispurig ist und nur ein Teil dieses Verkehrs in die Westringtunnels fahren wird, müssten einröhrige Tunnels für die zu erwartende Verkehrsmenge ausreichend sein. Auch die Autos, die von der B 129 bzw. über die Obere Donaulände kommen, machen nicht so viel aus, dass zwei Tunnels notwendig wären.
Mit einer als sinnvoll anzustrebenden zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 oder 60 km/h im Tunnel, wäre die Gefahr von Frontalunfällen, im einröhrigen Tunnel, wesentlich reduziert.
Dazu ein Ausschnitt aus der Schweizer Fachzeitschrift TEC21 (50/2015): „Die Sicherheit in einem Strassentunnel mit Gegenverkehr wird wohl in ca. zehn Jahren dank weit verbreiteten Fahrerassistenzsystemen, d.h. Spur- und Abstandhaltung, viel höher sein als heute.“
In der Doppelröhrigkeit des Westrings steckt alleine ein Einsparpotential von rd. 150 Mio Euro.
Aufwändige Anschlüsse Bahnhofsknoten
Zu den durchgängigen Tunnels sollen im Bereich des Bahnhofsknotens 4 zusätzliche Aus- bzw. Einfahrtstunnels mit einer Gesamtlänge von rd. 500 m kommen. Die oberirdischen Verkehrsflächen sollen in etwa die gleiche Leistungsfähigkeit wie heute aufweisen.
Die Ausfahrt von Norden in Richtung Kärntnerstraße endet mit einer Ampel rd.130 m nach der Abzweigung vom Haupttunnel. Ab rd. 15 Autos vor der Ampel staut es in die durchgehenden Fahrstreifen der Tunnels zurück, mit all den möglichen Konsequenzen.
Ein ungeheurer Aufwand, um den besterschlossenen ÖV- Punkt von Oberösterreich autobahngerecht anzubinden und das Paradebeispiel schlechthin, welch extremer Aufwand notwendig ist, um das für den Massenverkehr ungeeignete Verkehrsmittel Auto in den geplanten Mengen in die Stadt zu schleusen.
Unterflurtrasse Waldeggstraße
Nachdem die Ost-seitige Häuserreihe in der Waldeggstraße abgerissen werden soll, ist von der Bohrpfahlwand als Abschluss der Bahnhofsgeländes inklusive der bestehenden Strasse bis zur Hausflucht auf der Westseite eine Gesamtbreite von 35 - 40 m vorhanden. Daher könnte hier der gesamte Kfz-Verkehr zweigeteilt, in einen hochrangigen Verkehr und den lokalen Aufschließungsverkehr mit einer Lärmschutzwand getrennt, oberirdisch erfolgen und damit im Bau wesentlich günstiger errichtet bzw. im Betrieb viel kostensparender und sicherer abgewickelt werden.
Nachdem der Kfz-Verkehr in den nächsten Jahren ohnehin zwangsweise viel umweltfreundlicher werden muss –vor allem im Hinblick auf die Schadstoffemissionen und die Lärmentwicklung - ist diese offene Lösung in jedem Fall akzeptabel.
Neubau Westbrücke
Die Westbrücke über die Westbahnstrecke wurde 2013 um 1,1 Mio Euro saniert. Eigentlich sollte das für einige Jahre ausreichen. Aber wenn man schon beim Geldhinausschmeissen ist, spielt das hier auch keine Rolle mehr. Mit 50 Mio Euro ist diese neue Brücke, neben der abgebrochenen Alten, auch nicht gerade ein Schnäppchen.
Dass man gerade für den zum immer größeren Problem werdenden Straßenverkehr (Klimakiller, Luftverschmutzung, Feinstaub, Folgekosten, ..) so ein besonderes und teures „ Landmark“ errichten will, zeigt, wie wenig die Politik bisher auf die notwendigen Entwicklungen unserer Zeit reagiert hat und nicht bereit ist, umzudenken.
Es ist nicht einzusehen, dass in Linz neben einem verkehrstechnisch längst überholten Projekt um sündteures Geld auch noch Denkmäler für den Straßenverkehr errichtet werden sollen.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist über diese als Neubau geplante Brücke nicht einmal ein Radweg vorgesehen!
Betriebskosten
Für die Westringautobahn muss mit mindestens 8 Mio Euro Betriebskosten pro Jahr gerechnet werden.
Bei einer Kapitalisierung von 25 Jahren ergeben sich Kosten von 200 Mio Euro.
Derart enorme regelmäßige Kosten für die Anheizung des Autoverkehrs aufzubringen zu müssen, ist unverantwortlich und eine nicht aufzubürdende Last für zukünftige Generationen.
Warum sollten Autofahrer in die mautpflichtigen Tunnels fahren, wenn die Stadtstraßen weiterhin frei zu befahren wären? Kurzzeitig verfügbare Kapazitäten würden durch weiter steigenden Verkehr rasch aufgebraucht und die Verkehrssituation unter immensen Aufwänden wieder in der Sackgasse von heute angekommen sein. Die Westringautobahn ist für die heutigen Wege kaum relevant, sie ist die Basis für zusätzliche Wege und damit für noch mehr Stau an weiteren Orten.
Rechnungshof muss vorher prüfen!
Bei diesem für Linz um mehrere Nummern zu großem Verkehrsprojekt ist die Geldverschleuderung schon im Vornhinein sonnenklar!
Hier darf man also nicht im Nachhinein, die dann wahrscheinlich noch einmal erhöhten Kosten feststellen, man muss im Vornhinein angemessen prüfen.
Zusammenfassung
Das Monsterprojekt Westringautobahn ist - neben seiner verheerenden Wirkung auf eine nachhaltige Verkehrsentwicklung in Linz - an allen Enden und Ecken mehrfach und sinnlos zu teuer.
Durch die zwangsweise Verpflichtung der ASFINAG, dieses lokale Straßenprojekt, dass nichts mit einem überregionalen Verkehr zu tun hat, zu errichten, ist es von vornhinein schon um das Mehrfache teurer als ein Projekt, das den Autoverkehr einfach nur „aufnehmen“ soll.
Und es ist eben doch genau das XXL-Projekt, welches 2010 die damalige Infrastrukturministerin Bures aus Kostengründen nicht verantworten konnte.
Weil das Land OÖ und die Stadt Linz nur einen Bruchteil der Gesamtkosten zu tragen haben ignoriert man die verschwenderischen Ausgaben. Nur die SteuerzahlerInnen kommen in jedem Fall zur Kassa!
Im Wissen, was mit den erwähnten Mehrkosten, gegenüber dem „verkehrstechnisch notwendigen“ Umfang, alles Sinnvolle im Umweltverbund anzufangen wäre, kann dieses Projekt - nebst allen anderen negativen Eigenschaften - nur als Geldvernichtungsmaschine bezeichnet werden. Geeignete, zukunftstaugliche Projekte des Öffentlichen Verkehrs bzw. des Radverkehrs sind längst bekannt und unbestritten notwendig. Selbst der ehemalige Verkehrslandesrat Hiesl hat sich letztlich zum Ausbau, etwa von Fahrrad-Hauptrouten, bekannt.
Die INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT! ist ein Netzwerk von mittlerweile 18 Bürgerinitiativen und Vereinen, die sich für eine umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in OÖ einsetzen.
http://www.verkehrswende-jetzt.at/
Für weitere Informationen
Hayk Pöschl (0664 73167071)