Presseaussendung vom 09.09.2024

Autobahnhalbanschluss Linz-Auhof: Die nächste Enttäuschung

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Linz, 09.09.2024

MEDIENINFORMATION

 

 

Autobahnhalbanschluss Linz-Auhof: Die nächste Enttäuschung

 


Würde man den Texten der Asfinag naiv glauben schenken, könnte man meinen, dass Österreich
einem Paradies gleicht in dem links und rechts, neben neu errichteten Radwegen, blühende Wiesen
mit wimmelnden Insektentoben gedeihen, welche sich neben die verkehrsentlasteten Straßen reihen,
die mit Bäumen die Landschaft zieren.
Doch auch nur ein Blick auf die Unterlagen lässt einen daran schon zweifeln. Besucht man die
tatsächlichen Bautätigkeiten bekommt man fast ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln.


Die neue Abfahrt Richtung Freistadt und Auffahrt Richtung Linz entsteht – je nachdem wo man
misst 1,2km bis 1,5km entfernt von dem Vollanschluss „Linz-Dornach“. 6000 Quadratmeter
Baumbestand müssen für Fahrbahn und Einschnitte weichen.
Neben der schrulligen, einspurigen Straße mit lärmschutzbedingter 30km/h Begrenzung für die
dortigen Schrebergärten wird daneben mit Asfinag-Standard auf breiter Fahrbahn in großen Kurven
neu gebaut. Mit entsprechend dimensionierten Schallschutzwänden.


Radfahrer müssen nun statt unter die Autobahn, einige Höhenmeter höher über die Autobahn
fahren. Das geschieht via der alten, aber nun von Moos befreiten Fußgängerbrücke, die aus
Richtung Auhof kommen über eine steile und enge Rampe erklommen werden muss um
darauffolgend wieder tief zum Katzbach hinunter abfahren zu müssen. Diese Schikane stellt eine
klare Verschlechterung für den Radverkehr dar.


Weiter heißt es auf der Website der Asfinag, dass „Einzelbäume“ und Hecken […] im
siedlungsnahen Gebiet errichtet würden. Zum Zeitpunkt der Eröffnung sind diese noch nicht
gepflanzt worden, aber das wird natürlich, mit Sicherheit den Eingriff in die Landschaft
wiedergutmachen – wenn sie den mal gepflanzt werden.


Überhaupt ist die Entlastung der städtischen Straße nur die faule Ausrede des wahren Grundes: Die
IT:U und anliegende Betriebe. Die Anschlussstelle ist wie eine Bauvorleistung zu den
Umwidmungen dort zu betrachten. Wer will denn dann noch den Berg hinaufhatschen oder radeln,
wenn man doch gemütlich und schnell mit dem Auto ins Gebiet kommt. Verkehrsplanung direkt aus
den 70ern.


Sogar die Autofahrer werden durch die neue Abfahrt von einer Ampel an der Freistädter Straße
(B125) ausgebremst.


Erwartet wird, dass das 27 Millionen Euro schwere Projekt täglich 4000 Fahrzeuge bedienen wird.
Das soll eine Verkehrsentlastung bringen, ohne dass parallel verkehrsberuhigende Maßnahmen auf
der existierenden Durchzugsstraße geschehen.
Das kann natürlich nur zu insgesamt mehr Verkehr führen – das ist in der Stadtplanung längst
Konsens. Eine Anschlussstelle zum hochrangigen Straßennetz mehr erleichtert das Autofahren,
ermöglicht mehr direkte und schnelle Verbindungen und induziert so nur mehr Verkehr. In Zukunft
wird dann wahrscheinlich das durch die Anschlussstelle gestiegene Verkehrsaufkommen erfasst und
damit weitere verkehrstreibende Maßnahmen gesetzt. Das gilt es zu verhindern.
Auf Nachfrage heißt es von Vizebürgermeister Martin Hajart, dass die betroffene Straße der Stadt
übergeben werde und wahrscheinlich man im Zuge einer Straßenbelagserneuerung solche
Maßnahmen umsetzen werde.
Vielversprechend ist was anderes.
Trotzdem muss man hier nochmal den Appell setzen, dass die bisherige Durchzugsstraße – die
Altenberger Straße – innerstädtisch verkehrsberuhigt werden muss. Bedeutet:
Fahrbahnverschmälerung, Schutzwege und Bodenwellen, 30km/h Tempolimit, Begrünung statt
Parkplätzen, ein Radweg auf der Westseite und überhaupt eine Sperrung für den Durchzugsverkehr
mittels einer Bussperre auf Höhe der JKU oder Kennzeichenscanning mit automatischen Strafen.
Mittelinseln als Querungshilfen sind in diesem Kontext auch Infrastruktur für Autos, lieber Hajart.
Auch könnte man die Straßenbahnverlängerung zugunsten der Fahrzeit bei einer verschmälerten
Altenberger Straße statt über den Aubrunnerweg, zwischen Science Park und den Wohnhäusern
führen. Das bedeutet eine Kurve weniger für die Bim. Mehr Komfort, geringere Reisezeit für die
bereits sehr langen Bimlinien.


Immerhin wurde die Zufahrtsstrecke für Radfahrer nun asphaltiert, aber das Versprechen eines
„Radweg[s] konstant gleicher Steigung“ der Asfinag stimmt einfach nicht, vergleicht man vorher
mit nachher.


Es mag zwar auch gut sein, dass neben der Autobahn oder irgendwo wo der Grund billig ist Wiesen
und Wälder im selben Ausmaß wie sie zerstört wurden wiederhergestellt werden, aber der Eingriff
direkt neben dem Stadtgebiet bleibt.


Insgesamt reiht sich der Autobahnhalbanschluss Auhof zwischen den vielen anderen
Verkehrssünden der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich ein. Und das ist furchtbar schade.


Ansprechperson:
Lenard Zipko
+43 6604911430
lenard.zipko@gmail.com

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