Presseaussendung vom 08.05.2023

A26-Tunnelbau: ASFINAG zwingt Anwohner:innen zu Grundbucheintragung, sonst droht Enteignung – massive Bergschäden schon jetzt am Freinberg

Linz, 08.05.2023


MEDIENINFORMATION

 

 

A26-Tunnelbau: ASFINAG zwingt Anwohner:innen zu Grundbucheintragung, sonst droht Enteignung – massive Bergschäden schon jetzt am Freinberg

 

Nachdem Bürgermeister Luger der Aktion der „VERKEHRSWENDE-JETZT“ wegen angeblich zu geringer Anzahl an eingebrachten Unterschriften für die Volksbefragung „ZUKUNFT STATT AUTOBAHN-BAU“ ein Ende bereiten möchte, hat es nicht lange gedauert, schon melden sich Anrainer:innen vom Frosch- und Freinberg mit Hiobsbotschaften.

 

Es ist eine psychische Zumutung, wie die ASFINAG mit uns Anrainer:innen umgeht. Ich soll einem Grundbucheintragung im Rahmen einer sogenannten Einverleibung mit einer minimalen Ablösesumme zustimmen, damit die Tunnelröhren direkt unter meinem Grundstück quer durchlaufen können, danach darf ich aber ohne Zustimmung keine Veränderung auf dem Grundstück vornehmen. Das kommt einer Enteignung nahe, da ich mein Grundstück voraussichtlich eines Tages verkaufen muss“, so Anna Krotthammer aus der unteren Ziegeleistraße.

 

Das Bundesstraßen-Baugebiet ist dort schon seit 2014 gewidmet und seither darf ohne Zustimmung des Magistrats bzw. der ASFINAG nicht mehr neu gebaut oder baulich verändert werden.
Die Ablösesummen beziehen sich allein auf das Grundstück bzw.  die Überdeckung und nicht auf die Gebäude und sind mit ca. 5% des Grundstückwertes berechnet. „Was ist, wenn das Grundstück wie so häufig nach Verkauf an einen Projektinvestor mit diversen Eigentumswohnungen bebaut werden soll und eine Tiefgarage vorgeschrieben ist, das wird dann ja nicht möglich sein. Ich bekomme also nur einen Bruchteil des Grundstückswertes und das für eine Ablösesumme von einmalig knapp 6.500€ von der ASFINAG“, zeigt sich Krotthammer erschüttert. Der von der ASFINAG angebotene Dienstbarkeitsvertrag betrifft nur die Wertminderung des Grundstücks genau oberhalb des Tunnels durch die Setzung der Tunnelanker im Untergrund. Die Wertminderung steht in keinem Verhältnis zu einer späteren Einschränkung der Bebauungsmöglichkeit. Über die zu erwartenden Folgeschäden gibt es darüber hinaus keine vertragliche Abklärung zu deren Behebung.

 

Und Folgeschäden sind zu erwarten. Da der Tunnelabschnitt mit der Ausfahrt der A26 Bahnhofsautobahn an der Einmündung Ziegelei-/Waldeggstraße mit drei Tunnelportalen und sieben Tunnelein- und Ausfahrten laut Sondierungsbohrungen im bis zu 40 Meter mächtigen Linzer Lehm errichtet werden muss, und auch von der ASFINAG als sehr anspruchsvoller Abschnitt des Tunnelbaus bezeichnet wird, sind hier unter anderem massive Grundwasserabsenkungen des sogenannten gespannten Wassers zu erwarten, was wiederum durch Absenkung des Untergrundes zu Schäden an den Gebäuden oberhalb der Tunnelröhren aber natürlich auch an Flora und Fauna führen wird. Der Südteil der historischen Parkanlage des Bergschlößparks wird somit zerstört, altem Baumbestand, der so immens wichtig für die Frischluft der Linzer Innenstadt mit tausenden Bewohner:innen ist, wird das lebensnotwendige Wasser entzogen

 

Und die ersten Auswirkungen des Tunnelbaus sind an Häusern durch die Sprengungen im vergangenen Jahr für die Tunnelauf- und -abfahrten der Westringbrücke am nördlichen Freinberg bereits zu sehen, hier gibt es die ersten Setzungen beispielsweise bei Anrainer:inen im Anemonenweg. Darüber hinaus ziehen sich bei einer Anrainerin deutliche Risse durch viele Wände im Wohnzimmer, Wandfliesen sind in größerer Menge herabgefallen. „Die ASFINAG wird voraussichtlich für die Schäden aufkommen, jedoch ist der immaterielle Schaden wesentlich größer und mit Geld nicht aufzuwiegen“, so Anrainerin Mittermayer

 

Solche Schäden sind auch in weiterer Folge bei den über mehrere Jahre hinziehenden Sprengungen – übrigens auch in den Nachtstunden – für den 2. Bauabschnitt des Tunnels, der ab Herbst 2024 starten soll, bei vielen weiteren Häusern über den beiden geplanten, über zwei Kilometer langen Tunnelröhren zu erwarten.

 

Auch hier setzt die ASFINAG auf Nichtaufklärung und die Passivität der Anrainerinnern. Sie erwarten offensichtlich wenig Widerstand, und setzen auch auf die Mitnahmementalität der Menschen im Sinne von ‚Ach, da bekomme ich ja sogar noch etwas Geld, toll‘“, so Christian Trübenbach, der für die Bürgerinitiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt“! bereits mit vielen teilweise noch unwissenden Anrainer:innen am Frosch- und Freinberg ins Gespräch gekommen ist.

 

So ist auch wenig verwunderlich, dass die von der ASFINAG beauftragte Studie zur Einreichung im Jahre 2009 zum allgemeinen Fazit kommt: „Das gegenständliche Vorhaben A26 Linzer Autobahn KN Linz/Hummelhof (A7) – ASt Donau Nord wird sowohl in der Bauphase als auch in der Betriebsphase als „umweltverträglich“ eingestuft“. Wie ein Hohn in Zeiten des massiven Klimawandels hört sich da auch die Feststellung an: „Als Maßnahmen sind die auch seitens des Fachbereichs Ökologie vorgeschlagenen Pflanzungen von Sträuchern und Bäumen sowie die Begrünung der Unterflurtrasse Waldeggstraße vorzunehmen. Über die Photosynthese können lebende Pflanzen CO2 aus der Luft absorbieren und in Sauerstoff umwandeln.“ Alleine an der Einmündung Ziegelei-/Waldeggstraße werden jedoch 140 zum Teil mehrere Jahrzehnte alte Bäume für die Autobahn gefällt werden müssen. Zudem wird die Tunnel-Entlüftungszentrale in der Waldeggstraße mit dem 15 m hohen Kamin und einem Ausstoß von ca. 600.000 m³/h Verkehrsabgase mehrmals am Tag zu den Stoßzeiten – und das ohne Filter oder Abgasreinigung – in die Innenstadt pumpen. Und zwar genau neben der geplanten PostCity.

 

Anlagen:

  • Foto Pressekonferenz (Credits: Verkehrswende jetzt!)

  • Setzungsbereich Bockgasse-Ziegeleistraße-Magistrat Linz

  • Film „Setzungsschäden Freinberg“ auf DorfTV

Ihre Ansprechpartner:innen:

 

Gerald Oberansmayr, oberansmayr.gerald@gmail.com, 0664 1540742, Initiative Verkehrswende jetzt
Gertraud Walli, gertraud.walli@gmx.at, 0699 17081134, Initiative Verkehrswende jetzt!
Christian Trübenbach, ct@responzz.info, 0650 8809675 - Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!
www.volksbefragung-linz.at

 

 

 

Die INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT! ist ein Netzwerk von über 20 Bürgerinitiativen und Vereinen,

die sich für eine umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in OÖ einsetzen.

http://www.verkehrswende-jetzt.at/

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